Christliche Ethik, Desiring God

Bei der Erziehung geht es um Wertschätzung

Parenting Is About Treasuring  von Ryan Lister, Veröffentlicht am 13. Mai 2020, übersetzt von Elisabeth Sovkov mit freundlicher Genehmigung von Desiring God (download als .pdf)

Jeder sucht nach Freude. Das betrifft auch unsere Kinder, liebe Eltern.

Hinter all den Sehnsüchten unserer Kinder liegt die Suche nach Freude. Es beeinflusst und leitet alle ihre Hoffnungen, Gefühle und Handlungen. Es hängt sich ihnen förmlich ans Herz. Aus diesem Grund verziehen sie auch ihr Gesicht, wenn man sie daran erinnert, dass sie ihr Dessert erst bekommt, nachdem sie ihr Gemüse gegessen haben und daran, dass ihre Welt nicht davon abhängt, noch fünf Minuten ihr Videospiel zu spielen.

Sobald wir die prägende Kraft der Freude über die Herzen unserer Kinder erkennen, sind wir auf dem besten Weg, unsere Kinder und auch unsere Rolle als Eltern besser kennen zu lernen.

FREUDE VERWALTEN

Wenn Gott uns dazu beruft Väter und Mütter zu sein, beruft er uns zu Verwaltern der unserer Kinder. Was so viel bedeutet, dass wir unseren freudebessenen Kindern helfen, ihre größte Freude zu finden.

Nun, das mag für manche unter uns komisch klingen. Die meisten Erziehungsbücher und Podcasts verbringen nicht viel Zeit damit hervorzuheben, welchen Einfluss die Kraft der Freude im Leben unserer Kinder hat. Doch ob du es nun siehst oder nicht, du lenkst die Freude deiner Kinder höchstwahrscheinlich bereits auf irgendein Ziel hin.

Versuche darüber diese Woche einmal nachzudenken. Was sagst du deiner Tochter über ihrem Zusammenstoß mit dem Schultyrann? Was sagst du deinem mittleren Kind, wenn es nicht in die Schulmannschaft geschafft hat? Mehr als wir vielleicht mögen, versuchen wir ihre Sorgen durch Freuden zu ersetzen. Und es sind nicht nur die Sorgen, die wir ersetzen – wir versuchen die ganze Zeit gut mit besser und besser mit am besten zu ersetzen. So z.B. wenn wir unseren Kindern sagen, dass sie ihre Bildschirme ausschalten und nach einem Buch greifen sollten.

Diese Instinkte zeigen uns, dass vieles, was wir als Eltern tun, von der intuitiven Verpflichtung geleitet ist und wir versuchen unseren Kindern zu helfen, Freude zu finden. Das ist zwar gut, kann aber auch einige Probleme mit sich bringen.

SICH MIT WENIGER ZUFRIEDEN GEBEN

Das Streben nach Freude ist an sich gut. Gott hat uns so geschaffen, dass wir nach wahrer und anhaltender Freude suchen, weil er wusste, dass die Suche danach, zu ihm hinlenken würde. Deshalb verwendet Jesus Gleichnisse, um Gott und sein Reich mit einem vergrabenen Schatz und einer schönen Perle zu vergleichen (Mt. 13:44-46; vgl. Phil. 3:7-8). Er weiß das wir bereit sind, alles zu verkaufen, um diesen unbezahlbaren Reichtum zu dem unseren zu machen, aufgrund des versprochenen Glückes, welches damit folgt. Jesus hilft uns dann zu verstehen, dass der wahre Schatz und die wahre kostbare Perle in Gott und in seinem Königreich zu finden sind. Hierin wohnt die Freude und sie ist es wert, dass man alles aufgibt, um sich diese Freude selbst anzueignen.

Nach Freude zu streben ist dann nicht das Problem. Das Problem ist dann, wo und wie wir diese Freude finden, wenn wir außerhalb von Gott nach unserer Freude Ausschau halten. Um genauer zu sein, dass Problem liegt darin, dass die Sünde unser Streben verdreht. Sünde ist in vielerlei Hinsicht einfach eine zielverfehlte oder kurzsichtige Freude. Sünde funktioniert, weil sie mit gefälschter Freude einzieht, die dann, als die Echte angesehen wird. Die Sünde macht sich daran, die Freude zu verwirren und zu verderben und unsere Herzen dazu zu bringen, sich auf etwas anderes als Gott zu konzentrieren.

Das ist genau das, was die Schlange in 1.Mose mit unseren ersten Eltern gemacht hat. Sie versprach ihnen, dass die Frucht besser ist als Gott und seine Versprechen. Indem Adam und Eva einen Biss in die Frucht taten, gaben sie sich mit einer schlechteren und kaputten Freude zufrieden – eine Frucht die gut und erfreulich aussah, aber im Vergleich zu der Freude, Gott zu kennen, verblasste (1.Mo. 3,5-6).

Was sollen wir damit nun in der Erziehung machen? Ja, das definiert diese neu! Es bedeutet, dass Gott die Eltern zu mehr berufen hat, als den Kindern überall zu helfen, jede Art von Freude zu finden. Es bedeutet, das Gott uns dazu berufen hat, unseren Kindern dabei zu helfen, ihnen zu zeigen, wo und wie sie ihn finden können, die Quelle und den Grund für jede je gekannte Freude (Joh. 15,11; Ps. 36; Ps. 37,4).

ERZIEHUNG NEU DEFINIERT

Wenn wir es zulassen, kann das alles in Art und Weise ändern, wie wir unsere Kinder erziehen. Wenn wir uns zum Beispiel als Verwalter der Freude unserer Kinder sehen, dann besitzt unsere Erziehung endlich ein Ziel. Alles was wir tun – lehren, reden, befehlen, lieben, korrigieren, beruhigen – kann ein Schritt vorwärts sein, unseren Kindern dabei zu helfen, ihre größte Freude in unserem Gott zu finden (Ps. 16:11).

Es verändert nicht nur unsere Erziehungsstrategien, es verändert auch uns als Eltern. Wenn Gott das Zentrum der Freude unserer Kinder wird, dann brauchen wir es nicht mehr zu sein. Wenn wir jede Interaktion mit unseren Kindern durch die Linse sehen, dass wir ihnen helfen, Freude an Gott zu finden, dann ist unsere Arbeit als Eltern größer als nur brave Kinder mit perfekten Testergebnissen zu haben.

Was nicht bedeutet, dass wir nicht die perfekten Väter und Mütter sein müssen. Unsere Berufung ist besser. Wozu wir zu tun berufen sind, bringt unsere Kinder näher zu unserem himmlischen Vater. Ist das unser Ziel, werden wir und unsere Kinder die wahre Freiheit finden. Wir machen Fehler und sie auch. Wir sind frei dazu, in der Gnade Gottes zu leben und wir wünschen uns, das unsere Kinder mit uns darin leben.

ZUM HERZEN Durchdringen

Wie tun wir das? Wie helfen wir unseren Kindern ihre völlige Freude in Gott zu finden? Hier ein paar greifbare Wege, gute Verwalter der Herzen unserer Kinder zu werden.

1.       Beginne mit deiner eigenen Freude

Denk daran, jeder sucht nach Freude. Eltern, das betrifft auch uns. Bevor wir die Herzen unserer Kinder anleiten, müssen wir erst den Weg selbst kennen. Wir als Eltern haben das Privileg, die Hand unserer Kinder zu halten, auf ihrem Weg zu ihrer größten Freude. Bevor du also die Idole deiner Kinder diagnostizierst, stell sicher, dass du dich deinen eigenen Idolen stellst. Frag dich selbst, in was habe ich heute meine ganze Hoffnung gesetzt? Was bete ich an? Was steht zwischen Gott und meiner echten Freude?

2.      Forme ,,tun“ und ,,lassen“ neu

Wenn du so wie ich bist, dann verlierst du dich als Elternteil schnell im Unkraut. Manchmal haben wir keinen guten Grund unseren Kindern nein zu sagen und manchmal sagen wir ja aus pragmatischen Gründen oder aus der Erschöpfung heraus. Aber wenn wir uns auf die Freude konzentrieren, hilft uns das, uns neu zu kalibrieren. Unsere ,,tun“ und ,,lassen“ sollten eindeutige und ewige Gründe hinter sich haben. Es geht um mehr als um Verhaltungsänderung; es geht um langandauernde Freude. Unsere Befehle und Anweisungen müssen für das Glück unserer Kinder keine Warnschilder sein; sie können Wegweiser sein, die sie zu ihrer völligen Freude führen. Nimm dir also einen Moment Zeit, bevor du mit Ja oder Nein antwortest und überlege, wie deine Reaktion die Suche deiner Kinder nach Freude beeinflussen wird.

3.      Frag Warum

Bringe deinen Kindern bei, wie sie die prägende Kraft der Freude in ihrem Leben erkennen. Eine der besten Methoden ist die fragen nach dem Warum. ,,Warum hast du deine Schwester geschlagen?“ ,, Warum hast du nicht für die Arbeit gelernt?“ Natürlich musst du jetzt durch ihre ,,Ich weiß es nicht“ und ,,Einfach so“ durch kommen. Aber wenn du das geschafft hast, hast du ihre Motive hinterfragt, so dass sie erkennen können, wie ihre Freude, ihre Gefühle und Handlungen beeinflusst Sie beginnen die Freude zu schätzen, als sich mit bloßer Unterordnung zufriedenzugeben.

4.      Schaffe Beziehungen

Unter anderem das Wichtigste, was wir als Eltern tun können ist, die Kinder zu fragen, was sie glücklich macht und dann ihnen einfach zu zuhören. Wenn du weißt, was deine Kinder lieben, kannst du ihnen helfen, ihre Liebe an die richtige Stelle zu setzen. Es ist nicht Gottes Sache, unseren Kindern einfach die irdischen Freuden zu nehmen, was bedeutet, dass dies auch nicht unsere Sache als Eltern sein sollte. Stattdessen ruft Gott uns auf, die irdischen und zeitlichen Freuden unserer Kinder mit ihm, dem Göttlichen und Ewigen, zu verbinden.

Spiele also mit deinen Kindern Basketball, wenn du kannst, helfe ihnen zu erkennen, dass irdische Dinge auf eine größere Freude hindeuten. Natürlich, Lego und Puppen können zu Idolen werden, aber sie können auch eine Möglichkeit bieten, mit unseren Kindern ins Gespräch zu kommen, dass sie ihre Hoffnung allein auf ihren himmlischen Vater setzen sollen. Und wenn unsere Kinder die Freude durch die Sünde suchen, haben wir das göttliche Privileg, ihnen zu helfen, zu erkennen, dass sie die Freude tatsächlich für etwas Vergängliches verkauft haben, indem sie diese außerhalb von Gott und seiner Wege suchen.

Ryan Lister (@JRyanLister) ist Professor für Theologie am Western Seminary in Portland, Oregon, und Autor des Buches Die Gegenwart Gottes:“ Sein Platz in der Geschichte der Heiligen Schrift und unserer Lebensgeschichte“. Außerdem ist er Direktor für Lehre und Jüngerschaft für Humble Beast und Mitbegründer der Canvas-Konferenz.

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