Bibellesen

Krone, Zepter und Mantel!

“Dann nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus mit in das Prätorium und versammelten um ihn die ganze Schar; und sie zogen ihn aus und legten ihm einen scharlachroten Mantel um. Und sie flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und gaben ihm ein Rohr in seine Rechte; und sie fielen vor ihm auf die Knie und verspotteten ihn und sagten: Sei gegrüßt, König der Juden! Und sie spien ihn an, nahmen das Rohr und schlugen ihn auf das Haupt. Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und zogen ihm seine eigenen Kleider an; und sie führten ihn ab, um ihn zu kreuzigen.” (Matthäus 27,27–31)

Don Carson hat vor einigen Jahren eine Predigt mit dem Titel “Ironies of the Cross” gehalten, in der er auf den hohen Gebrauch bei Johannes und Matthäus im Allgemeinen, aber bei Matthäus im Bericht über die Leidensgeschichte im Besonderen hinwies. Die Webseite monergism hat diese Predigt zu den 75 besten Predigten überhaupt erklärt und auch wenn die Liste von monergism etwas tendenziös ist, ist diese Predigt  Carsons eine gelungene.

Als wir mit den Kindern neulich über die Leidensgeschichte sprachen, da ist mir das ironische Element aufs Neue aufgefallen. Die Soldaten verspotten Jesu Anspruch “ein König” bzw. der “König der Juden” zu sein. Sie sind bei weitem nicht der Einzige. Pilatus erkennt die Möglichkeit sich an dem Zugzwang, den er durch die jüdische Elite erkennt zu rächen und lässt an das Kreuz die Aufschrift “Jesus, König der Juden” anbringen, damit das ja jeder versteht, natürlich dreisprachig. Das ist purer Antisemitismus: Euer König gehört einfach ans Kreuz, möchte er den Juden, über die er eigentlich gütig herrschen sollte, mitteilen. Gleichzeitig drückt er damit das wirklich Wahre aus: Es hängt wirklich der König der Juden am Kreuz.

Die Soldaten begegnen der verachtungswürdigsten Person, die ihnen je über den Weg gelaufen ist. “Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet.” (Je. 53,3). 

Unklar ist es, wie viel sie über den Königsanspruch Jesu wussten. War ihnen vielleicht bekannt, wie manche Juden Jesus gerne als (Brot)König gesehen hätten? Manch einer hat sicherlich wenigstens Gerüchte über einen jüdischen Messias-König, der Davids Herrschaft aufrichten wird, gekannt. Es war ja in der Tat nciht so, dass der, der nicht einen Platz hatte,wo er übernachten konnte, sich königlich gab. Dieses mikrige Würstchen vor ihnen, dass sogar auf eine Verteidigung verzichtete, da konnten sie nicht anders, als es zu verspotten! Und da bot das Königsmativ reichlich Material:

Ein dunkelroter Mantel wurde schnell gefunden. Erst wird Jesus hineingezwängt, und später wieder heraus. Die Krone wird aus Dornen geflochten und als Zepter soll ein eisernes Rohr dienen: Fertig ist ein König, natürlich versieht man den Spott mit den nötigen Huldigungen: Mit Niederfallen und Ausrufen! Selten haben Menschen in ihrer Interpretation der Dinge so falsch gelegen, wie diese Soldaten! Die drei Symbole der Herrschaft, die sie Jesus geben, sind für sie geeignete Spottmittel. Da wäre das Rohr, dass für sie ein Spott-Zepter wird. Ein Zepter soll die Macht ausdrücken, die ein König hat. Ps. 2 drückt es so aus: “Du sollst sie mit einem eisernen Zepter zerschlagen” (Ps 2,9). Für die Soldaten gibt es keinen ohnmächtigeren Menschen, als den zum Tode Verurteilten vor Ihnen! Um ja alle Zweifel auszuräumen verhauen sie Jesus mit dem Rohr! Und während sie ausschließlich Jesu Machtlosigkeit sehen, sitzt der Mächtigste Herrscher überhaupt vor ihnen, der in wenigen Tagen selbst den “Endgegner überhaupt”, nämlich den Tod besiegen wird (1 Kor 15,26). Während die Soldaten einen König ohne Reich sehen, ist das Reich Gottes kurz davor in einer ungeahnten Form auszubrechen und nicht mehr aufgehalten zu werden.

Die Krone ist ein Sinnbild der Autorität, der Besonderheit, der Alleinstehung. Einer mit Krone ist der Princeps. Die Krone drückt den rechtmäßigen Anspruch auf die Macht des Zepters aus. Doch für die Soldaten gibt es kaum jemand, der bedeutungsloser sein könnte, als Jesus. Für Jesu Haupt haben sie keine Krone übrig, sondern nur Schläge! Jesus, der hier auch von den letzten Jüngern verlassen ist, stirbt mittellos. Er besitzt nichts außer seiner Kleider. Während die Soldaten keinerlei Autorität in Jesus sehen können, hängt ihr Leben in diesem Moment an einem seidenen Faden. Jesus müsste nur seinen Vater bitten, und er würde Legionen von Engeln senden.

Der Mantel drückt die Qualität des Königs aus, ein Bild für Würde und Erhabenheit. In einem Mantel gehüllt zu sein ist mindestens die Sprache darüber, dass man mit ganzem Wesen König ist. Für die Soldaten ist Jesus das absolute Gegenteil von einem König, ein Anti-König- Für sie ist es der Witz des Tages, dass ausgerechnet dieser Mann in irgendeiner Weise mit “Herrschaft und Königtum” verbunden  sein sollte. Dabei ist ausgerechnet Jesu Königsherrschaft für alle Zeiten unveränderlich. Ein Spruch geht so: Die Könige dieser Welt gehen, aber unser König kommt! Oder mit den Worten des Hebräerbriefs bzw. des 110ten Psalms: “und wie einen Mantel wirst du sie zusammenrollen (e.g. Himmel, Erde, Schöpfung), wie ein Gewand werden sie gewechselt werden. Du aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht aufhören.«” (Heb 1,12)

“…und sie führten ihn ab, um ihn zu kreuzigen!” Wenn irgendein Zweifel am Spott bestanden haben sollte, der Gang zum Kreuz löste diese auf: Da gehört doch sicher kein König hin! Da wurden Heiden und Juden sich einig: “Und das Volk stand da und sah zu. Aber die Oberen spotteten und sprachen: Er hat andern geholfen; er helfe sich selber, ist er der Christus, der Auserwählte Gottes.” (Luk. 23,35)“Er hat Gott vertraut; der erlöse ihn nun, wenn er Gefallen an ihm hat; denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn.” (Mt 27,43,)  Die Ironie geht also mit ans Kreuz: Während so mancher davon überzeugt war, dass Jesus genau dahin gehört, stimmte etwas völlig anderes: Jeder andere gehört ans Kreuz aber nicht Jesus! Und so wird das Wort vom Kreuz auch heute zu einem Scheideweg für einen jeden Menschen: Wer ist Jesus für dich? Dein König, der trotz seiner unendlichen Macht an deiner Statt stirbt oder ein hilfloses Opfer der Umstände? Wähle weise!

 

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